Neuer Waldviertler Tourismus-Geschäftsführer Tom B...

Jobbeschreibung

Österreich
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16.04.2024
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Fritz Weber (l.) und Michael Duscher (r.) begrüßen Tom Bauer als neuen Geschäftsführer der Destination Waldviertel.

D er neue Geschäftsführer der Destination Waldviertel im NÖN-Interview über seinen Werdegang, nötige Innovationen in der Region und die Bedeutung des Waldes.

Seit dem 1. Jänner hat die Destination Waldviertel GmbH (ehemals Waldviertel Tourismus) einen neuen Geschäftsführer. Tom Bauer übernimmt die Position von Kristiane Spiegl, die interimistisch für mehr als ein Jahr für den erkrankten vorherigen Geschäftsführer Peter Sigmund die Geschäfte leitete.

NÖN: In den vergangenen zwei Jahren gab es nun doch so einige Wechsel bei der Leitung der Destination Waldviertel. Planen Sie, länger zu bleiben? Tom Bauer: Auf jeden Fall. Für einen Hotelier und Touristiker wie mich gibt es nichts Schöneres, als nach über 30 Jahren in der Branche zurück in meine Geburts- und Heimatregion zu kommen. Ich hatte in diesen Jahren viele tolle Lehrmeister und Mentoren. Umso mehr freut es mich, dass ich jetzt unsere vielen passionierten Waldviertler Gastgeber und Tourismusbetriebe mit meinem Wissen unterstützen darf. Als Geschäftsführer der Destination Waldviertel sehe ich uns als Lebensbereichsmanagement-Organisation für die Gäste als auch die Bewohner. Da ist eine langfristige Verbundenheit wichtig, und das ist auch eine große Priorität.

Können Sie sich kurz unseren Lesern vorstellen? Bauer: Ich stamme aus Hadersdorf und lebe derzeit in Etsdorf in der Gemeinde Grafenegg. Mit 54 Jahren kann ich nach wie vor mit ruhigem Gewissen sagen, dass es seit jeher meine Passion ist, Gastgeber zu sein. Als kleiner Bub wollte ich Koch und Kellner werden. Eigentlich hat sich an der Leidenschaft bis heute nichts verändert. Nach meinem Abschluss an der HLF Krems habe ich national und international für verschiedene Gastronomen und Hotels gearbeitet. Dazu zählen Hilton, Marriott und InterContinental. In den vergangenen zehn Jahren durfte ich mir auch Expertise im Gesundheitstourismus als CEO für die Vamed Vitality World aneignen. Diese betreibt zahlreiche Resorts und Thermen, etwa die Thermen Laa, Geinberg und St. Martins oder den Aqua Dome in Längenfeld in Tirol. In den beiden jüngsten Jahren habe ich mit meinen Partnern für den europäischen Raum ein neues Wohnkonzept für Senioren erarbeitet. Vereinfacht kann man sagen: Leben wie im Hotel, begleitet und unterstützt für die Generation 60 plus.

Hat Ihre Karriere auch im Waldviertel begonnen? Bauer: Ja, ich habe mit 16 im Hotel Schweighofer, jetzt ist es das Faulenzerhotel, meine allererste Praktikumsstelle in der Küche bekommen. Die Seniorchefin hat mir sogar noch beigebracht, wie man Mohn selber stampft und Mohnnudeln oder Powidltatschgerl macht.

Was werden Ihre obersten Prioritäten in der neuen Funktion im Waldviertel sein? Bauer: Unser oberstes Ziel muss es sein, die Marke Waldviertel noch bekannter und begehrter zu machen und damit verbunden die Zahl unserer Gäste zu steigern. Wir wollen rasch wieder dorthin kommen, wo wir vor der Pandemie waren und dann darüber hinaus weiterwachsen. Deshalb sind sowohl die Tagesgäste als auch die Übernachtungsgäste und damit verbunden unsere Attraktionen und unterschiedlichen Beherbergungsbetriebe ein großer Fokus. Ich hoffe, dass hier meine Expertise aus dem Tourismus und der Hotellerie und auch jene aus dem Gesundheitstourismus helfen kann. Im Waldviertel haben wir zahlreiche Top-Gesundheitsbetriebe, die wir auf dem bereits hohen Standard ebenso noch weiterentwickeln können.

Wie kann die Destination Waldviertel hier konkret helfen? Bauer: Ich sehe unser Team bei der Destination Waldviertel als Impulsgeber für innovative Themen. Mein persönlicher Fokus liegt dabei auf qualitativen und serviceorientierten Erlebnissen. Destination Waldviertel stellt schon seit geraumer Zeit vier Kernkompetenzen der Region in den Mittelpunkt: Natur und Bewegung; Kunst, Kultur und Geschichte; Gesundheit und Achtsamkeit; Regionalen Genuss und Handwerk. Unsere Aufgabe ist es, daraus attraktive und ganzjährige Produkte für langjährige und auch neue Gäste nachhaltig zu entwickeln.

Wenn man darüber nachdenkt, haben wir eigentlich viel Glück mit unserem Namen, denn im Wort Waldviertel steckt die Natur mit dem Wort Wald schon drinnen. Diese Basis ist perfekt. Darauf ruhen meines Erachtens nach die über die vielen Jahre gewachsenen Stärken unseres Waldviertels.

Welche sind das? Bauer: Das Waldviertel verfügt über eine einzigartige Wirtshauskultur. Darüber hinaus gibt es die vielfältigsten Kulturstätten für Festivals und Veranstaltungen. Auch nicht unterschätzen darf man die enorme Anzahl an geschichtlichen Denkmälern. Es gibt in der Region über 30 Burgen, Schlösser und Klöster sowie Stadtmauerstädte. Auch die Handwerkskultur des Waldviertels ist über 900 Jahre alt. Ein weiterer wichtiger Bereich ist und bleibt auch die Gesundheit, wo wir mit neun großartigen Partnerbetrieben zusammenarbeiten. Als zehnten Partnerbetrieb sehe ich hier den Wald. Der Wald ist unser Therapiezentrum mit einem Wartezimmer, wo immer Platz ist.

Über die jüngsten Jahre ist zudem der Rad- und Wandertourismus extrem gewachsen. Eines der übergeordneten Ziele von ganz Niederösterreich ist es, das Radland im Herzen Europas zu werden, und da möchte das Waldviertel seinen Anteil sehr gerne dazu beitragen. Wir haben jetzt schon über 50 radfreundliche Betriebe in der Region und über 3.500 Kilometer an Radrouten.

Gibt es für Sie einen Bereich, ich dem das Waldviertel noch hinterherhinkt beziehungsweise wo es dringenden Handlungsbedarf gibt? Bauer: Die bisherige Grundstrategie ist völlig in Ordnung und wird auch beibehalten. In bestimmten Punkten werden wir aber zusätzliche Akzente setzen müssen. Zum einen braucht es mehr digitale Innovationen. Ein Beispiel wäre Informationen und Kommunikation über QR-Codes, die wir bei Top-Ausflugszielen oder entlang von Radwegen ohne viel Aufwand platzieren könnten. Über das Handy lassen sich dadurch schnell und einfach wertvolle Informationen abrufen.

Auch die Erreichbarkeit von touristischen Zielen ist ein wichtiges Thema. Das Problem der sogenannten „letzten Meile“, also dem bequemen und schnellen Weg zur Unterkunft oder dem Ausflugsziel, gilt es noch zu meistern. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir mit den Partnern aus Wirtschaft, Politik und unseren Tourismusbetrieben nachhaltige Antworten finden können.

Wie steht es derzeit um die Nächtigungszahlen? Bauer: Es gibt noch keine endgültigen Ziffern für 2023. Die Zahlen bis November geben aber Hoffnung, dass wir schon wieder ganz knapp an der Zeit vor der Pandemie dran sind. Meine Zuversicht ist, dass dieser Status bald schon erreicht ist und wir direkt anknüpfen können.

Wie sieht das Verhältnis zwischen Tagestouristen und Nächtigungstouristen aus? Bauer: Die Wertschöpfung liegt derzeit in etwa bei 60:40. Das Ziel muss sein, die zweite Zahl kontinuierlich zu steigern, ohne natürlich bei der ersten einzubüßen. Der gesamte Kuchen soll größer werden.

Wie kann das gelingen? Bauer: Indem wir das Waldviertel noch deutlicher als eine Ganzjahresdestination bekannt machen und das Verständnis der Bewohner und Gemeinden des Waldviertels für den Tourismus noch weiter festigen. Ich glaube, dass ein Urlaub im Waldviertel Distanz zur Hektik des Alltags schafft und als unaufdringliches und herzliches Erlebnis im Gedächtnis bleibt. Das hat sicher eine Langzeitwirkung. Unser Waldviertel sehe ich als Freund, Therapeut und Sinnstifter.

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